Beim Thema Strom gibt es viele verschiedene Meinungen und alle haben auf irgendeine Art und Weise auch Recht. Auch ich werde euch hier meine Meinung zum Strom im Wohnmobil niederschreiben.

Wenn die Wohnmobile vom Band kommen, sind sie darauf ausgelegt immer am Strom zu hängen (Camping-/Stellplatz) oder max. zwei Tage autark stehen zu können. Für Campingplatzfreunde oder Stellplatzfreunde reicht das definitiv aus und man muss kein Geld ausgeben.

Anders sieht es aus, wenn man viel oder auch permanent autark stehen möchte. Dann sind zwei Sachen ganz wichtig, der Stromspeicher und der Stromspeiser.

Fangen wir mit dem Stromspeicher an, der Batterie. Es gibt verschiedene Arten von Bordbatterien. Die Blei-Säure Batterie lass ich als Aufbaubatterie mal aussen vor, denn diese eignet sich nicht für einen Stromspeicher in einem Wohnmobil. Meist ist in den neuen Fahrzeugen eine Gel- oder AGM-Batterie verbaut mit 85Ah-100Ah.

85Ah heisst, dass die Batterie bei einer Entnahme von 1A in 85h leer ist. Also theoretisch. Praktisch wird es gar nicht so lange dauern, denn diese zwei Arten von Batterien mögen keine 100%ige Entladung. Eine Ausnahme, die neue Super Cycle AGM von Victron Energy, aber da kommen wir später dazu.

Nun fragen sich viele, wieviel 1A ist. 1A sind im 12V System 12W. Als Beispiel verbraucht ein 12V TV im Schnitt 22W. Also 22W durch 12V ergibt 1,83A. Lassen wir den TV permanent laufen, wäre eine 85Ah Batterie in 46h komplett leer (85Ah : 1,83A = 46h). Das hört sich eigentlich recht viel an. Aber diese Batterien sollten nicht mehr als 50% entladen werden, wenn man sie länger im Einsatz haben möchte. Also sind es nur noch 23h. Dazu kommen natürlich noch andere Verbraucher im Womo, wie die Beleuchtung, Wasserpumpe und im Winter die Heizung. Nicht zu vergessen, die Sat-Anlage, wenn man TV schauen möchte. Wie am Anfang schon gesagt, wird bei ungefähr 2Tagen autark stehen Schluss sein.

Kommen wir zu der Ausnahme AGM Batterie. Die neue Super Cycle AGM von Victron Energy lässt sich wie eine Lithium Batterie theoretisch zu 100% entladen und ist nicht ganz so schwer, wie herkömmliche AGM Batterien mit gleicher Leistung. Wir hatten sie vor dem Wechsel auf Lithium im Einsatz und können diese Batterie jedem empfehlen, dem der Wechsel auf Lithium zu kostspielig ist.

A propos Lithium. Die komfortabelste Lösung im Wohnmobil, wenn man komplett autark sein möchte. Die Lithium hat zwar einen hohen Preis, aber dafür auch viele Vorteile. Eine Lithium kann man schneller laden, als andere Batterien, ist um einiges leichter und hält die Spannung länger. Gel- oder AGM Batterien verlieren mir der Zeit an Spannung, was gerade bei der Benutzung eines Wechselrichters zu Problemen führen kann, da die Wechselrichter bei einer bestimmten Unterspannung abschalten. Die Lithium hält auch bei Last die Spannung höher als Gel- oder AGM-Batterien und somit hat man keine Probleme mit einem Wechselrichter.

Probleme machen die Batterien nicht im Ruhezustand, also wenn kein Strom entnommen wird. Die Spannung sinkt, sobald eine Last anliegt. LED Lampen oder auch die Wasserpumpe sind keine großen Lasten für eine Batterie. Hier fliessen nur wenige Ampere. Beim Wechselrichter fliessen da schon andere Ströme, bei einer Krups Mini Essenza Kaffeemaschine sind es z.B. ca. 125A.

Früher, heisst vor dem Zeitalter der Elektrofahrräder war ich gegen den Einbau von Wechselrichter, weil genau deswegen die Batterien meist vorzeitig in die Knie gehen. Doch heute sieht das eben anders aus. Die Elektrofahrräder wollen auch beim autark stehen geladen werden und dazu ist ein Wechselrichter notwendig. Hierzu Bedarf es eigentlich keinen großen Wechselrichter, also mit hoher Leistung, aber wenn man schon einen einbaut, dann kann man auch gleich die anderen Vorteile eines Wechselrichters nutzen. Kaffeemaschine und Fön sind die Top Geräte für den Wechselrichter bei den Wohnmobilen. Auch etliche Küchenmaschinen werden heutzutage mitgenommen. Mit einem Wechselrichter mit ausreichend Leistung und einer guten Batterie alles kein Problem.

Die Batterie sollte aber auch irgendwie wieder geladen werden und hier kommen wir zu den Stromspeiser.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Strom nachzuladen. Generator, Brennstoffzelle, Windrad, Ladebooster und Solar fallen mir da spontan ein. Ich werde mich hier um den Ladebooster und das Solar kümmern, die anderen finde ich persönlich keine gute Lösung, aus finanzieller oder auch aus umwelttechnischer Sicht.

Die Aufgabe eines Ladebooster ist es, während der Fahrt die Batterie über die Lichtmaschine zu laden. Das macht die Lichtmaschine auch ohne den Booster, allerdings mit sehr geringen Ladeströmen. Bei den neueren Fahrzeugen hört die Lichtmaschine sogar komplett auf die Aufbaubatterie zu laden, wenn die Starterbatterie voll ist. Durch einen Ladebooster wird dies verhindert. Er sorgt dafür, dass die Lichtmaschine solange Strom liefert, bis die Aufbaubatterie voll ist, indem er der Lichtmaschine signalisiert, dass die Starterbatterie nicht voll geladen ist. Es gibt verschiedene Ladebooster oder auch DC/DC-Wandler genannt mit verschieden hohen Ladeströmen. Und hier kann man bei Lithium dafür sorgen, dass der Ladestrom sehr hoch ist und die Batterie dabei schneller voll wird. Wichtig!!!! Die Dicke der vorhandenen Stromkabel! Die vom Werk aus verlegten Kabel haben keinen allzu großen Querschnitt (meist 10qmm) und deswegen sollte auf Booster mit 70A Ladestrom verzichtet werden. Wir haben uns einen Ladebooster eingebaut, der konstant mit 25A ladet, ein Booster mit 45A wäre sicherlich auch noch möglich gewesen.

Wenn man steht setzt man am besten auf Solarenergie. Auf dem Dach eines Wohnmobils ist meist ausreichend Platz für zwei Solarplatten, oft auch mehr. Die Größe der Anlage richtet sich vor allem nach dem Verbrauch. Wichtig ist zu wissen, was man alles an Strom benötigt. Und dabei sind die Einschaltzeiten der Wasserpumpe und des Lichts wirklich nicht ausschlaggebend, wie in vielen Stromrechnern im Internet hinterlegt. Das sind wirklich kleine Ströme, die da fliessen.

Wichtig ist der TV und alle Geräte, die über den Wechselrichter laufen und wie oft man einen Laptop über 12V laden muss. Ein Laptop zieht über ein 12V Ladegerät gern mal 5-7A in der Stunde. Beim TV kommt es auch sehr auf die Satanlage noch an. Neue Satanlagen verbrauchen kaum Strom im aktiven Zustand (Antenne ausgefahren). Bei älteren Anlagen fliesst da schon mehr Strom. Ungefähr kann man bei einem TV mit 2A rechnen. Ein Wechselrichter benötigt teilweise im Standby Betrieb 2A in der Stunde. Also besser ganz ausschalten und nur anschalten, wenn man ihn braucht. Benutzt man einen Fön, dann fliessen zwischen 40A und 100A, je nachdem wie stark der Fön ist. Rechnet man nun mit 60A in der Stunde, sind nach 5min Fönen 5A aus der Batterie.

Im Winter bzw. in kälteren Jahreszeiten kommt noch die Heizung als Stromverbraucher hinzu. Geheizt wird zwar mit Gas oder Diesel/Benzin, aber das Gebläse, um die Warmluft zu verteilen benötigt Strom. Auf niedriger Gebläsestufe fliessen etwa 1A in der Stunde. Wenn die Heizung von 18Uhr bis morgens um 10Uhr läuft, dann sind 14A aus der Batterie draussen.

Bei Solarplatten unterscheiden wir zwischen Polykristallin und Monokristallin, obwohl die meisten Module aus monokristallinen Zellen bestehen. Sie sind effizienter als polykristalline Zellen, aber dafür auch etwas teurer. Ich rate auf jeden Fall zu den monokristallinen Zellen und mindestens 200W, um einigermassen autark unterwegs zu sein. Wir haben 300W auf dem Dach und haben ab Spätherbst in Deutschland Probleme, dauerhaft auf längere Zeit ohne Landstrom zu stehen, da die Sonne doch sehr rar und tief steht. Hier würde ein Faltmodul Abhilfe schaffen, denn die Faltmodule kann man den ganzen Tag der Sonne nach ausrichten und somit ordentlich Ertrag bekommen. Da wir aber nicht lange am selben Platz stehen, haben wir uns kein Faltmodul angeschafft, sondern auf einen Ladebooster gesetzt, der uns beim Platzwechsel wieder Strom liefert.

Als Fazit kann man sagen, dass die Auswahl an Batterie und Solar von folgenden Faktoren beeinflusst wird:

  • Größe des Wohnmobils (je größer, je mehr Stromverbrauch)
  • Reiseart (häufiger Platzwechsel oder längeres Stehen)
  • Reisezeit (im Sommer reicht weniger Solar, im Winter fehlt es meist an allen Enden)
  • Reisegegend (im Süden Europas ist es auch im Winter kein Problem mit dem Solarertrag)
  • Aufbau des Wohnmobils (Isolierung, Doppelboden)
  • Stromnutzung (häufiges Benutzen des Wechselrichters, Beleuchtung permanent brennen lassen, usw.)

So, das war mal ein kleiner Rundumschlag zum Thema Strom im Wohnmobil und bezieht sich vor allem auf die Standardcamper. Natürlich gibt es immer auch spezielle Fälle, wo das alles nicht ganz zutrifft. Zudem wurden hier die Rechnungen vereinfacht gerechnet.

Wenn jemand noch weitere Fragen hat oder eine Beratung braucht, dann meldet euch einfach bei uns.